„Wissenschaft ist keine Demokratie“ sagte die Journalistin Mai Thi Nguyen-Kim. Das klingt wie eine Drohung. Denn wo sich absolute, weil nachgewiesene Wahrheit offenbart, hat das Gezänk der Meinungen zu schweigen. Da ist zustimmendes Nicken die einzig legitime poltische Haltung. Vielfach hat sich Regierungshandeln in den letzten Monaten hinter wissenschaftlichem Sachverstand versteckt und eine für intelligente Menschen akzeptable Variante des sattsam bekannten Alternativlosigkeits-Narrativs aus dem Hut gezaubert. Wenn die Propheten absoluter Objektivität gesprochen haben, ist Widerstand zwecklos. Der Denkfehler dabei ist, dass es „die Wissenschaft“ gar nicht gibt. Ihrem Wesen nach ist Wissenschaft systematisierter Selbstzweifel. Hypothesen müssen kontrovers ausdiskutiert und immer wieder in Frage gestellt werden. Und „Wahrheit“ ist ein Prozess, nichts ein für allemal in Stein Gemeißeltes. Gut, dass eine Gruppe von Wissenschaftlern die unter Maßnahmen-Dogmatismus erstickte Debatte jetzt wieder anfeuern wollen.

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