Wo ist die politische Phantasie geblieben? Wo die Vision, die Utopie? Die fatalen Folgen der politischen Ideenlosigkeit werden durch die drohende Klimakatastrophe, den neoliberalen Sozialraub und die internationale Entsolidarisierung heute sichtbarer denn je, zeigen Nina Horaczek und Walter Ötsch in ihrem neuen Buch „Wir wollen unsere Zukunft zurück“. Und streiten für eine neue, bessere, partizipativere Politik. Nicht von oben, sondern von unten. Ein Auszug.
Hinter all den Theorien und Rechtfertigungen für bestehende Strukturen und Missstände steht letztlich immer eine Vorstellung über den Menschen, ein Menschenbild – auch wenn das in vielen Fällen nur stillschweigend erfolgt und kaum erkannt wird. Welches Menschenbild liegt den Visionen der erwähnten Eliten zugrunde? Welches Menschenbild braucht eine Gesellschaft, um die vielen Krisen der Umwelt bewältigen zu können? Über ein solches Bild zu reden, ist auch deshalb wichtig, weil jedes Bild vom Menschen immer auch eine Handlungsaufforderung an Menschen darstellt – nämlich so zu sein oder so zu werden, wie das Bild es besagt. Denn ein allgemeines Bild vom Menschen kann als »natürlich« hingestellt und als »natürlich« verteidigt werden. Wer argumentiert, es sei offensichtlich und entspreche der Natur des Menschen, gierig zu sein und auf die Mitmenschen wenig zu achten, findet in der Regel auch den Kapitalismus als natürlich, dessen Kritiker als naiv und die Sorge um die Zukunft als vergeblich.